Wappenkunde von Matthias Braune aus www.braune-s.de

 

Der Schild
Der Schild ist der wesentlichste Bestandteil eines Wappens. Ursprünglich bestand das Wappen nur aus dem Schild. Die Form des Schildes gibt in der Regel Auskunft über die Epoche. Die früheste verwendete Schildform ist der, vom 12. Jahrhundert bis ins 14. Jahrhundert verwendete, Dreieckschild. Die Seiten sind nach außen gebogen. Ab dem 13. Jahrhundert entwickelte sich der Halbrundschild (hier eines von 1510), der für die Wappendarstellungen mehr Raum bot. Insbesondere mehrfeldrige Wappen, die nun aufkamen, benötigten den größeren Raum in der unteren Wappenhälfte.  Als nächstes folgte die Tartsche (hier 1380 und 1525), ein im Turnier gebrauchten Schild mit Einschnitt auf der (heraldisch:) rechten Seite, der so genannten Speerruhe.

1180 1210 1250 1380 1510
1525 1545 1670 1768 1970

Ob der Schild schräg oder gerade stehend dargestellt wird, ist gleichgültig. Die Schrägstellung war die natürlichere, da sie bei Anhängung des Schildes mittels des Schildriemens an der Wand entstand.

Bei den Schildbildern unterscheidet die Heraldik zwischen zwei großen Gruppen,

den 'Heroldsbildern'
Da die Variantenvielfalt einfarbiger Schilde sehr beschränkt ist, ging man bereits in der Frühzeit der Heraldik dazu über, den Schild durch geometrische gerade und gebogene Linien in Felder aufzuteilen. Diese Felder wurden nun unterschiedlich tingiert (gefärbt). Die Arten der Schildteilungen haben fest definierte Begriffe. Die Schilde sind beispielsweise 'geteilt', 'gespalten', 'gepfählt' (Pfahl, drei senkrechte Felder), 'gebalkt' (Balken, drei waagrechte Felder), 'geviert', 'geachtet' (acht gleich große Felder), 'geschacht' (mehrere gleich große Felder), 'gekreuzt' (Kreuz), ein 'Deichsel' (Y-Form), 'Hauptpfahl' (T-Form), 'geständert' (geviert und schräg geviert), 'gewellt' (Wellenlinien), ein 'Sparren' (nach oben deutende V-Form), 'mit Zinnen gespaltet', ein 'Faden' (dünner Balken) uva.. Die Kenntnis der Begriffe sind wichtig für die Blasonierung (Beschreibung des Wappens). Bei der Verwendung von derartigen Schildteilungen sollte vorsichtig umgegangen werden. Sie kommen bei einer Vielzahl alter Wappen vor. 

Schildfuss Schildkopf Schildrand Innenbord Freiviertel Obereck
gespalten zweimal gespalten pfahl geteilt zweimal geteilt
balken geviert/quadriert geschachtet neungeschachtet kreuz
schrägkreuz schrägrechts geteilt schräglinks geteilt schrägrechts balken schräglinksbalken
sparren schräggeviert geständert gerautet gezahnt
 
wellenschildhaupt halbgespalten u. geteilt deichselschnitt deichsel rund sparren rund

 

den 'gemeinen Figuren'.
Hierunter werden alle Schildbilder verstanden, die nicht durch teilende Linien entstehen. Dazu gehören sämtliche Lebewesen, Pflanzen, Fabelwesen, Phantasiegebilde und Gegenstände aller Art. Es gibt so gut wie keine Tiere, Pflanzen oder Gegenstände, die nicht Eingang in die Heraldik gefunden hätten. 
Ein Großteil der gemeinen Figuren machen Tiere aus. Diese Tiere (Wappentiere genannt) symbolisieren eine Eigenschaft, die der Wappennutzer hat oder ausstrahlen möchte. Sehr beliebt sind Löwen, Wölfe, Füchse, Bären, Adler, Pferde, Fische, Vögel, Widder oder Stiere, aber auch Fabelwesen wie der Greif, das Einhorn, der Doppeladler und Drachen. Neben Menschendarstellungen gehören zu den gemeinen Figuren auch Pflanzen wie die Rose, die Lilie oder Bäume und Blumen. Oft sind gemeine Figuren auch Bauwerke, Fahrzeuge, Handwerksgerät, landwirtschaftliches Gerät, Waffen, Bekleidung, Schmuck und Musikinstrumente oder Gegenstände aus einer Legende oder aus der Religion wie z. B. der Schlüssel (Bremen) oder der Bischofsstab (Basel).
Übrigens:  Buchstaben und Zahlen sind unheraldisch und sollten vermieden werden. Weiterhin sei angemerkt, keine modernen Elemente zu Wappenbildern zu machen, die nicht zu Schild und Helm passen. Bilder, die nicht der Zeit der Wappen entsprechen, gelten als unheraldisch. Wer z.B. ein bestimmtes Gerät abbilden möchte, der sollte sich vergewissern, wie es in der Vergangenheit ausgesehen hat. Von einem modernen Vorbild für die Darstellung ist nachdrücklich abzuraten. Hier einige Beispiele von gebräuchlichen gemeinen Figuren:

 

 

Quellen:
Ottfried Neubecker, Heraldik - Wappen - Ihr Ursprung, Sinn und Wert, 1990, Battenberg Verlag
Ottfried Neubecker, Heraldik, Wappenkunde, 2002, Orbis Verlag, München
Ottfried Neubecker, Großes Wappen Bilder Lexikon
Agathe Kaiser/Erich D. Linder, Familiengeschichte und Wappenkunde, 1994, Weltbild Verlag, Augsburg
Walter Leonhard, Das grosse Buch der Wappenkunst, 2000, Weltbild Verlag, Augsburg
Johann Siebmacher; Johann Siebmachers Wappenbuch
Eckart Henning, Nachweise bürgerlicher Wappen in Deutschland